Antrag 11 / Schule und Integration

der AUGE/UG - Alternative und Grüne GewerkschafterInnen/Unabhängige GewerkschafterInnen

zur 159. Hauptversammlung der Bundesarbeitskammer am 22. Juni 2016

Antrag mehrheitlich angenommen
FSG: ja
ÖAAB, FA: nein

 

Antragsbehandlung im Vorstand

 

Die 159. Hauptversammlung der Bundesarbeitskammer möge beschließen:

Die Bundesarbeitskammer fordert die Bundesregierung, insbesondere das Bundesministerium für Bildung und Frauen und das Bundesministerium für Finanzen, auf

 

Österreichs Schulsystem muss rasch lernen, mit dem Zustrom junger Flüchtlinge in Schulen umzugehen. Es müssen die Weichen für ein neues schulisches Grundverständnis gestellt werden, denn es werden weiter minderjährige AsylwerberInnen kommen. Deren Integration in Regelklassen muss vorrangiges Ziel bleiben.
Bildung und Spracherwerb sind die entscheidenden Faktoren für Integration. Eine Zunahme der sprachlichen und kulturellen Vielfalt spiegelt sich seit Jahren in den Klassenzimmern wider.
Schulen sind hier für viele der erste Kontaktpunkt mit der österreichische Gesellschaft und Kultur. Schulen vermitteln Werte und soziale Kompetenzen im gemeinsamen Miteinander.

Die Gruppe der Flüchtlingskinder ist sehr heterogen zusammengesetzt:
traumatische Fluchterfahrungen können zu Verhaltensauffälligkeiten führen, manche können weder lesen noch schreiben, andere sind schulisch gut vorgebildet.

Die erfolgreiche und rasche Integration von Minderjährigen ist die vordringlichste politische und gesellschaftliche Aufgabe. Über 15-Jährige fallen aufgrund ihres Alters aus dem Pflichtschulsystem heraus. Ein Pflichtschulabschluss ist jedoch die Basis für jede weitere berufliche oder schulischen Qualifikation und spätere Integration am Arbeitsmarkt.

Die Basisbildungskurse zur Alphabetisierung, der externe Pflichtschulabschluss, die Vorbereitungskurse für den Arbeitsmarkt über die Erwachsenenbildung, sind immens wichtige Stationen im Integrationsprozess für junge Menschen.

Die Öffnung von Pflichtschulen für über 15-Jährige mit dem Ziel des Pflichtschulabschlusses stellt daher eine weitere Option und möglichen Baustein zur raschen Integration dieser jungen Menschen dar. Ein gemeinsamer schulischer Alltag mit österreichischen gleichaltrigen Jugendlichen gibt diesen Menschen Struktur und eine stabile Umgebung.

Umso wichtiger ist es, dass Schulen hier einen wichtigen Beitrag leisten können, sofern sie mit den dafür notwendigen finanziellen Ressourcen ausgestattet sind. Die Lehrkräfte brauchen die zeitlichen Möglichkeiten und besonderes Wissen und Kenntnisse, um sich für diese Gruppe junger Menschen zu engagieren. Kenntnisse über Trauma-Pädagogik, Migrations- und Fluchtbewegungen, kulturelle Diversität, Angebote von Supervision und zusätzliche multiprofessionelle Ressourcen an den Schulen, erleichtern den Lehrkräften den schulischen Alltag mit den aktuellen Herausforderungen.

Bereits vor dem zusätzlichen Zustrom durch AsylwerberInnen hatte die Mehrheit der VolksschülerInnen in der Stadt Salzburg nicht mehr Deutsch als Muttersprache. Viele beherrschen auch ihre Muttersprache nicht mehr richtig, was natürlich den Erwerb einer (für sie) Fremdsprache beträchtlich hemmt.

Integration kann an Schulen derzeit nur sehr eingeschränkt stattfinden. Dies liegt mitunter darin begründet, dass Pflichtschulen bereits 2001/2002 in ihren Aufgaben beschränkt wurden. Die Bereiche, wo Integration stattfindet bzw. stattfinden könnte, wurden stark reduziert. Dies betrifft vor allem sogenannte Nebenfächer und „unverbindliche Übungen“, wo es einfacher möglich ist, eine Gemeinschaft und Beziehungen zwischen SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern aufzubauen und so einen guten und offenen Diskussionsrahmen zu schaffen.
In solchen Situationen ist es auch leichter möglich über Themen zu diskutieren, die eventuell unterschiedlich wahrgenommen werden (z.B. Frauen in der Gesellschaft, Politik, etc.).

Das Verbindende/Gemeinsame in den unterschiedlichen Kulturen könnte beispielsweise in einem Ethik-Unterricht behandelt werden. Solch ein Ethik-Unterricht würde den gemeinsamen Charakter der Kulturen hervorheben, somit integrativ wirken und auch einer möglichen Radikalisierung vorbeugen. Denn gut integrierte SchülerInnen fühlen sich in der Gemeinschaft wohl. Sie müssen sich nicht in eine Welt zurückziehen, in der Kultur und Religion für radikale Zwecke missbraucht wird.

Wer Integration fordert, muss auch die Möglichkeiten dazu bieten – nirgends gelingt Integration besser als in der Schule.