Warum der Kampf der französischen Gewerkschaften unsere Solidarität verdient

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en greveSeit mehreren Wochen erlebt Frankreich die heftigste Streik- und Protestbewegung seit Mitte der neunziger Jahre. Hunderttausende ArbeitnehmerInnen und ihre Gewerkschaften protestieren gegen die geplanten Arbeitsrechts-„Reformen“ der sozialistischen Regierung, die in Wirklichkeit nichts anderes darstellen, als einen neoliberalen Kahlschlag und eine Frontalattacke auf Gewerkschaftsrechte, auf Löhne und die 35-Stunden-Woche in Frankreich. Laut Umfragen sympathisiert der Großteil der Bevölkerung mit den protestierenden ArbeitnehmerInnen.

 

Neoliberale Regierungspläne

Das Maßnahmenpaket der Regierung sieht dabei insbesondere eine Flexibilisierung und Ausweitung der Arbeitszeiten, die Verlagerung der Lohnverhandlungen auf die betriebliche Ebene und einen erleichterten Kündigungsschutz vor. Die angestrebten – über ein Regierungsdekret (!) an der Mehrheit des Parlaments vorbei beschlossenen – Reformen im einzelnen:

 

 


Die „Reformen“ im Arbeitsrecht befinden sich durchaus in europäischem Einklang: Europaweit und insbesondere auch auf institutioneller EU-Ebene – etwa seitens der Generaldirektion Finanzen der EU-Kommission - wird Druck auf die Verlagerung der Kollektivvertragsverhandlungen auf die betriebliche Ebene gemacht und so die Schwächung der Gewerkschaften vorangetrieben, die Flexibilisierung von Arbeitsverträgen und Arbeitsverhältnissen gefordert und Lohnzurückhaltung bis hin zur Absenkung der Mindestlöhne empfohlen. Im Fokus neoliberaler Krisenbewältigung stehen auch die Arbeitszeiten – die grundsätzlich immer und überall zu wenig Flexibilität zulassen.

 

Wir erklären als AUGE/UG unsere Solidarität mit den französischen Gewerkschaften, den ArbeitnehmerInnen und der mit ihnen solidarischen linken Zivilgesellschaft in ihrem Arbeitskampf gegen die neoliberalen Arbeitsrechtsreformen. Weil der Kampf, den die französischen KollegInnen führen, ein Kampf auch für unsere Rechte, für unsere Kollektivverträge und für unsere Arbeits- und Lebensbedingungen ist. In Europa, wie auch in Österreich. Denn auch in Österreich steht nach wie vor

 

 

„Neoliberale“ Krisenpolitik, wie sie seit Jahren innerhalb der EU betrieben wird, verschärft nur ökonomische und soziale Spannungen, lässt einen tiefen Spalt in der Gesellschaft zurück und stärkt rechtsextreme politische Parteien und autoritäre Entwicklungen in unseren Demokratien. Der Kampf der französischen KollegInnen ist in diesem Sinne auch ein Kampf für Demokratie, Mitbestimmung und gegen eine „marktkonforme“ Demokratie, deren Regierungen mehr und mehr zu autoritären Mitteln wie Notstandsgesetzgebungen oder Regierungsdekreten zurückgreifen müssen, um verschlechternde Maßnahmen durchzusetzen.

Die französische Regierung ist dringend aufgefordert, ihr Maßnahmenpaket zurückzunehmen und in Verhandlungen mit den Gewerkschaften zu treten, um solidarische Wege aus der sozialen und ökonomischen Krise zu finden.

Für einen grundlegenden politischen Kurswechsel in der EU. Für ein Europa der Demokratie, der Solidarität und des sozial-ökologischen Wandels!