AUGE/UG zum Tag der Arbeitslosen: Arbeitszeitflexibilisierung a la WKO und Industriellenvereinigung erhöht Arbeitslosigkeit!

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TALLängere Arbeitszeiten und Durchrechnungszeiträume gehen zu Lasten von Jobs und Gesundheit!

„Würden die Arbeitszeitwünsche der Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung umgesetzt, hätte das nicht nur massive Einkommensverluste für die ArbeitnehmerInnen zur Folge, sondern auch einen weiteren Anstieg von Arbeitslosigkeit. Wer Arbeitslosigkeit bekämpfen will, muss Arbeitszeiten fairkürzen, nicht verlängern,“ kritisiert Klaudia Paiha, Bundessprecherin der AUGE/UG – Alternative, Grüne und Unabhängige GewerkschafterInnen anläßlich des Tags der Arbeitslosen am 30. April die Arbeitszeitflexibilisierungspläne der Unternehmerverbände.

 

 

Diese fordern 10 Stunden tägliche Normalarbeitszeit, 12 Stunden tägliche und 60 Stunden wöchentliche Höchstarbeitszeit und Durchrechnungszeiträume zum Abbau von Überstunden von bis zu zwei Jahren.

 

Sie sagen Flexibilisierung und meinen Verlängerung!

 

Auch wenn Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung stets betonen, es ginge ihnen nicht um eine Arbeitszeitverlängerung, sondern lediglich um ‚zeitgemäße‘ Arbeitszeitmodelle, würden diese natürlich in letzter Konsequenz tatsächlich eine massive Ausweitung der Arbeitszeiten darstellen. Die Erhöhung der täglichen Normalarbeitszeit sowie die Verlängerung von Durchrechnungszeiträumen führt dazu, dass Überstundenzuschläge weitgehend wegfallen und längeres Arbeiten deutlich billiger wird. „Es ist wohl klar, dass diese Möglichkeit auch genutzt werden würde. Jede Forderung der Wirtschaftsseite zielt auf längere tägliche und wöchentliche Arbeitszeiten ab. Davon zu sprechen, dass es nur um für die Betriebe ‚praktikable‘ Modelle ginge, ist ein Hohn,“ so Paiha.

 

Längere Arbeitszeiten führen zu einem Anstieg von Arbeitslosigkeit und prekärer Beschäftigung

 

Neben Einkommensverlusten würden längere Arbeitszeiten auch zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit führen. Paiha: „Wir haben bereits jetzt ein massives Missverhältnis bei der Verteilung von Arbeit: Vollzeitbeschäftigte in Österreich nehmen bei langen Arbeitszeiten in der EU einen Spitzenplatz ein. Gleichzeitig boomt Teilzeit – oft ohne ausreichendes Einkommen und einer entsprechenden sozialen Absicherung. Die Arbeitslosigkeit ist nach wie vor anhaltend hoch.“ Paiha erinnert weiters, dass 2015 trotz Krise 253 Millionen Überstunden geleistet wurden, was umgerechnet ca. 30.000 neuen Vollzeitjobs* entspricht, die geschaffen werden könnten, würden Überstunden abgebaut. „Werden Überstunden durch längere Normal- und Höchstarbeitszeiten billiger, wird der Anreiz von Neueinstellungen noch geringer, die Arbeit für die Beschäftigten dagegen noch belastender. Eine Ausweitung der Arbeitszeiten käme der Gesellschaft gleich mehrfach teuer, weil steigende Arbeitslosigkeit und steigende Gesundheitsbelastung einen hohen Preis hat – sozial wie ökonomisch.“  

Paiha abschließend: „Die Wirtschaftsseite soll endlich Flexiblität zeigen und sich von Uraltforderungen aus der Mottenkiste des Frühkapitalismus verabschieden. Was es tatsächlich braucht, sind moderne Arbeitszeiten, die sich an Bedarfs- und Lebenslagen der Menschen orientieren, die zu einer Humanisierung der Arbeitswelt einen Beitrag leisten und eine gerechte Verteilung von Einkommen, Chancen und Teilhabe sicher stellen. Zwischen Männern und Frauen, normal und ‚atypisch‘ Beschäftigten und Erwerbstätigen und Erwerbsarbeitslosen.“

 

* Die 253 Mio. Überstunden entsprechen umgerechnet tatsächlich ca. 120.000 Vollzeitbeschäftigungsverhältnissen. Eine Reduktion der Überstunden ginge allerdings nicht 1:1 mit der Schaffung neuer Jobs einher.  Realistischerweise könnten über den Abbau von Überstunden - etwa nach Schätzung der AK bei Halbierung der Überstunden insgesamt -  ca. 30.000 zusätzliche Vollzeitjobs entstehen.