Warnung: Politik kann ihre Gesundheit gefährden!

Stefan Taibl zur Umsetzung der Novelle des Gesundheits- und Krankenpflegegesetz 2016 (GUK-Novelle):

Die GUK-Novelle bringt vor allem eine Kostenersparnis für die Länder - auf Kosten der MitarbeiterInnen und der PatientInnen!

Für die MitarbeiterInnen gibt es eine höhere Ausbildung aber gleichbleibend (geringe) Bezahlung. Dazu kommt die Angst vor Jobverlust oder davor, trotz besserer Ausbildung weniger gut bezahlte Jobs übernehmen zu müssen.

Für die PatientInnen bedeutet das, dass künftig weniger gut ausgebildete MitarbeiterInnen am Krankenbett stehen werden. 

 

 


Was es hätte sein sollen:
Die GUK Novelle hätte zu einer Aufwertung der diplomierten Gesundheits- und KrankenpflegerInnen (DKP) führen sollen. Die Berufsvertretung fand die Idee gut, eine Aufwertung der DGKP auf Hochschulniveau ist in den meisten Ländern mittlerweile Usus. Damit hätte es auch finanzielle Verbesserungen der Arbeitenden gegeben.


Was es geworden ist: 

Die Länder sehen in jeder neuen Gesetzesänderung die Chancen, Sparmaßnahmen unter zu bringen. Die Leistung am Krankenbett soll billiger werden. Die Länder haben sich durchgesetzt. Die Ausbildungen werden reformiert und die Tätigkeiten neu festgeschrieben. 

Eine Anpassung der Löhne an die neuen Tätigkeiten (und längere Ausbildung) ist aber nicht vorgesehen. Dies wurde in einer der letzten Sitzungen vor der Sommerpause, im Eilverfahren als kurz vor der Sitzung eingebrachter Tagesordnungspunkt mit Zustimmung der Gewerkschaften und Arbeiterkammer beschlossen.

 

Was bedeutet das für PatientInnen?

Immer weniger ausgebildete Pflegekräfte haben immer mehr Verantwortung und sogar Tätigkeiten, die früher ÄrztInnen vorbehalten waren. Klingt jetzt nicht gerade nach einer Verbesserung der Qualität!

 

Und für die Arbeitenden? 
Die Länder sehen keine bessere Entlohnung für DGKP vor. Somit wird es Aufgabe der Beschäftigten und deren Interessensvertretungen diese durchzusetzen - eine schwere Aufgabe angesichts ständiger Sparverordnungen.

 

Gemessen an den von ihnen verrichteten Tätigkeiten müssten...

...PflegeassistentInnen in Zukunft Gehälter im Ausmaß der jetzigen DGKP erhalten und DGKP sollten irgendwo zwischen dem jetzigen Gehalt und den ÄrztInnen angesiedelt werden, denn

Aber das alles sehen die Länder nicht vor!

 

Und was geschieht jetzt mit den DGKP, die das Gesundheitssystem die letzten Jahrzehnte maßgeblich geschultert und getragen haben?
Wenn die Länder die Sparpläne durchsetzen, wird es nicht mehr genug Arbeitsplätze für DGKP´s geben. Diese müssen dann als günstigere Arbeitskräfte arbeiten, auf Stellen von PFA oder sogar PA. Dies würde erhebliche finanzielle Einbußen nach sich ziehen. In einer Branche mit sehr hohen Frauenanteil, die bereits jetzt niedrige Löhne haben!

Deswegen fordern wir von der Auge/UG:

Wir können nicht zulassen, dass PolitikerInnen Lebensperspektiven von KollegInnen über den Haufen werfen. KollegInnen, die trotz Unterbesetzung, schlechten Löhnen und Arbeitsbedingungen immer am Krankenbett waren. Auch hohe Arbeitsbelastung, Unterbesetzung und zu niedere Löhne machen krank.

Somit sind wir wieder beim Thema: Politik kann ihre Gesundheit gefährden!

 

Hinweis: Es braucht natürlich eine dementsprechende Finanzierung des Gesundheitsbereichs, wie wir bereits 2014 in einem Antrag der Bundesarbeitskammer gefordert haben.

Unser Antrag damals:

Die 156. Hauptversammlung der Bundesarbeitskammer möge daher beschließen:

Die Arbeiterkammer fordert daher die Bundesregierung auf, durch budgetäre Bereitstellung dafür zu sorgen, dass insgesamt mehr Geld in den Sozialbereich fließt, damit dieser seine gesellschafts- und wirtschaftspolitisch wichtige Funktion erfüllen kann. Der Sozialbereich muss aus der Budgetkonsolidierung herausgenommen werden.

Förderverträge sind so zu gestalten, dass sie eine mittel- bis langfristige Planungssicherheit hinsichtlich der Personalentwicklung, der Entlohnung sowie einer qualitativ hochwertigen Leistungserbringung ermöglichen, dass Einkommen im Sozial- und Gesundheitsbereich deutlich aufgewertet werden können und sich Löhne und Gehälter stärker in Richtung Durchschnitt aller Branchen entwickeln. Beschäftigte im Sozial- und Gesundheitsbereich müssen endlich auch jene finanzielle Wertschätzung erfahren, die ihrer gesellschaftlichen und ökonomischen Bedeutung entspricht!

Arbeitszeiten und Arbeitsorganisation so gestaltet werden, dass genügend Zeit zur Verfügung steht, auf spezifische, individuelle Bedürfnisse jeder Klientin/jedes Klienten eingehen zu können, um eine qualitativ hochwertige -  nicht „entmenschlichte“ - Hilfestellung leisten zu können.