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Thema Aktuell - Salzburger Nachrichten

Die rote Eminenz im Vordergrund

 

Der Präsident. Seit zehn Jahren steht Siegi Pichler an der Spitze der Arbeiterkammer. Heute ist er mächtiger denn je – die SPÖ tanzt nach seiner Pfeife.

 

VON BARBARA HAIMERL CHRISTIAN RESCH 

Es kann nur einen geben. Oder vielleicht zwei. Am Freitagvormittag sitzen sie Seite an Seite im Turmzimmer der Salzburger Arbeiterkammer: Der Präsident Siegfried Pichler. Und der Direktor Gerhard Schmidt. Ein „einzigartiges politisches Ehepaar“ hat Pressesprecher Roman Hinterseer die beiden gerade genannt, und beide haben herzlich gelacht. Und genickt.

Seit zehn Jahren ist Siegfried Pichler nun Präsident der Salzburger Arbeiterkammer. Er, der Mann im Vordergrund, Schmidt, der kongeniale Partner hinter den Kulissen. Pichler kann auf diese Zeit zurückblicken, auf Erfolge und Misserfolge, mit einer Gewissheit: Er hat sich durchgesetzt, er hat durchgehalten, er ist noch da. 

Das ist nicht selbstverständlich: Viele Jahre hindurch kämpfte der Arbeiterkammer- und Gewerkschaftsflügel der Partei mit der Regierungsfraktion. Als ob es zwei SPÖ gäbe, wirkte das bisweilen. Doch der Finanzskandal hat mit Pichlers Gegnern aufgeräumt: David Brenner ist zurückgetreten und versucht sein Glück in Dresden, Gabi Burgstaller gehört bald zu Pichlers Bediensteten in der AK. Deren teils mächtige Kabinettssekretäre sind entmachtet oder versetzt. „Yes Men“ und „Spin doktoren“ hat Pichler sie im kleinen Kreis immer genannt. Er konnte nie etwas anfangen mit einer „Schön-Wetter-SPÖ“, die es allen recht machen wollte, anstatt sich, wie es sich gehöre, um Arbeiter, Angestellte und Pensionisten zu kümmern. „Ärzte und Anwälte brauchen wir nicht zu vertreten. Die brauchen wir nicht einmal zu verstehen“, sagt Pichler – das mache ohnehin die ÖVP.

Nun, mit dem neuen Parteichef Walter Steidl, werde alles anders werden – und die SPÖ auf den richtigen Kurs zurückfinden, ist Pichler überzeugt. Steidl ist ein Gewerkschaftsmann, wie Pichler. Bedeutet das nun, dass die geheimen Ängste der Regierung wahr werden? Dass Gewerkschaft und Arbeiterkammer täglich „mit der Trillerpfeife auf die Straße gehen“? Möglich, sagt Pichler, dazu sei man bereit. Wobei freilich der Regierung die Hand zur Zusammenarbeit ausgestreckt werde.

Überwunden hat Pichler auch den Kampf um sein Leben: Nach einer lebensbedrohlichen Krebserkrankung fühlt er sich nun wieder fit, um weitere fünf Jahre an den Hebeln der AK-Spitze zu walten. Wobei sich durch diesen Einschnitt Pichlers Sicht auf das Leben durchaus geändert habe, wie er sagt. 2009 hatte Pichler die Mehrheit der FSG-Fraktion in der Kammer auf 67,9 Prozent ausgebaut. „Das Schwierigste ist, in dieser roten Phalanx andere Meinungen durchzusetzen“, sagt Anna-Maria Feldbaumer, früheres AK-Vorstandsmitglied. Acht Jahre war sie in der Kammer für die Fraktion ÖAAB FCG aktiv. Als Präsident versuche Pichler, das Maximum für die Sozialdemokratie herauszuholen. „Er handelt so, als ob die FSG die einzige Fraktion wäre.“ Zugleich sei Pichler ein fleißiger Arbeiter, ein Mann, der konsequent verfolge, was ihm wichtig sei, und auf dessen Wort man sich verlassen könne.

Ein gewisser Hang zur Eitelkeit und Selbstdarstellung sei Pichler eigen, meint Feldbaumer. „Eine Meldung oder ein Inserat ohne sein Konterfei gibt es nicht.“ Kritik ertrage Pichler nicht. Lob zollt dem Präsidenten Robert Müllner, Fraktionssprecher der grünen AUGE/UG. Pichler wisse mit seiner Macht zu spielen, aber er sei ein fairer Präsident, der sich an die demokratischen Spielregeln halte. Zehn Jahre Siegfried Pichler – das seien auch einige Jahre guter, pragmatischer Zusammenarbeit gewesen, besonders im Bildungsbereich, sagt Wirtschaftskammerpräsident Julius Schmalz. Allerdings werde der Ton gegenüber der Wirtschaft in der letzten Zeit immer angriffiger und negativer. „Die ständige öffentliche Anklage durch Pichler und AK haben die Betriebe nicht verdient.“

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