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AUGE/UG: „Ohne Arbeitszeitverkürzung sind Rekordarbeitslosigkeit und Zunahme prekärer Beschäftigung nicht bewältigbar!“

Paiha AZV Enquete 200Arbeitszeitenquete im Parlament: ExpertInnen fordern umfassende Maßnahmen zur Verkürzung der Arbeitszeit und Schluss mit All-in-Verträgen

Im Rahmen der  Arbeitszeitenquete „Weniger ist mehr! Arbeitszeitverkürzung – ein Modell für die Zukunft?“ sprachen sich ArbeitszeitexpertInnen aus unterschiedlichsten Blickwinkeln für umfassende Maßnahmen zu einer Verkürzung der Arbeitszeit aus. Die AUGE/UG – Alternative, Grüne und Unabhängige GewerkschafterInnen sowie der Grüne Klub hatten am Montag, den 18. Mai hatten anlässlich 40 Jahre 40-Stunden-Woche ins Parlament geladen, um Perspektiven einer Arbeitszeitverkürzung zu diskutieren.

 

 

Massenarbeitslosigkeit und Prekarisierung erfordern rasches Handeln

 

Eindringlich forderte Ökonom Heinz-Josef Bontrup von der Westfälischen Hochschule rasche und entschlossene Schritte in Richtung einer 30-Stunden-Woche als neuen Normalarbeitszeitstandard bei vollem Lohn- und Personalausgleich ein, um die dramatisch steigende Arbeitslosigkeit sowie Prekarisierung in den Griff zu bekommen. Die Produktivitätszuwächse der letzten Jahrzehnte, die beinahe ausschließlich der Kapitalseite zugute gekommen wären, so der Ökonom, würde eine derartige drastische Verkürzung jedenfalls erlauben. Bei insgesamt sinkenden Arbeitsvolumen müsse Arbeitszeit verkürzt werden um dieses Volumen gerechter verteilen zu können. Wer diese Tatsache negiere betreibe Realitätsverweigerung und würde weiter steigender Prekarisierung und Arbeitslosigkeit Vorschub leisten, so Bontrup. Arbeitslosigkeit sei immer auch ein Disziplinierungsmittel, Vollbeschäftigung würde dagegen ArbeitnehmerInnen und Gewerkschaften in der Durchsetzung ihrer Interessen stärken.

 

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All-in-Verträge und Überstundenabbau als notwendige Vorleistung für eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung

 

WIFO-Ökonomin Christine Mayrhuber und Sozialwissenschaftler Jörg Flecker (Universität Wien) betonten in ihren Beiträgen, dass in einem ersten Schritt zu einer gerechteren Verteilung der Arbeit All-in-Verträge zurückgedrängt und Überstunden abgebaut werden müssten. Selbst ArbeitnehmerInnengruppen, für die derartige Verträge nie gedacht waren - etwa Hilfsarbeitskräfte oder Büroangestellte –  hätten bereits All-in-Arbeitsverträge. Die Eindämmung von Überstunden sei daher Voraussetzung, damit eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung arbeitsmarktpolitisch wirksam werden könne. Rudolf Karazmann wies auf die gesundheitsbeeinträchtigende Wirkung langer täglicher Arbeitszeiten hin und forderte Arbeitszeiten insbesondere auch vor dem Hintergrund der Herstellung alternsgerechter Arbeitsbedingungen zu diskutieren.

 

Arbeitszeitverkürzung als notwendige Bedingung einer gerechteren Verteilung von Arbeit zwischen den Geschlechtern

 

Arbeitszeitverkürzung sei eine notwendige Voraussetzung zu einer gerechteren Verteilung bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen den Geschlechtern stellte Sozialwissenschaftlerin Claudia Sorger  von L & R Sozialforschung in ihrem Input fest. Rund zwei Drittel unbezahlter Arbeit würde von Frauen geleistet, europaweit sei Österreich bei der Ungleichverteilung bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen den Geschlechtern im traurigen Spitzenfeld, weit hinter den skandinavischen Ländern. Nach wie vor sei in Österreich ein Familien-Einkommensmodell dominant, in dem der Mann Vollzeit, die Frau Teilzeit arbeite. Eine 30-Stunden-Woche als neuer Normalarbeitszeitstandard würde eine gerechtere Verteilung von Arbeit zwischen Männern und Frauen jedenfalls befördern und käme auch Männern entgegen, die gerne mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen würden. Beate Littig, Soziologin am IHS betonte, dass als Antwort auf die Krise der Wachstumsgesellschaft eine Neudefinition und die Verteilung von Arbeit an Aktualität gewinnen würden – nicht zuletzt vor dem Hintergrund sich erschöpfender Ressourcen und ökologischer Grenzen des Wachstums.

 

Braucht breites gesellschaftliches Bündnis für Arbeitszeitverkürzung

 

Bestätigt in ihrer Forderung nach einer umfassenden Arbeitszeitverkürzung in Richtung einer 30-Stunden-Woche und eines 6-Stunden-Arbeitstags sieht sich Klaudia Paiha, Bundessprecherin der AUGE/UG: „Wer gegen Arbeitszeitverkürzung  ist, meint es entweder mit dem Kampf gegen Prekarisierung und Arbeitslosigkeit nicht ernst, oder nimmt bewusst Arbeitslosigkeit und Verelendung in Kauf, um ArbeitnehmerInnen und Gewerkschaften klein zu halten. Der Einsatz für kürzere Arbeitszeiten ist daher nicht nur ein Kampf für eine gerechtere Verteilung von Arbeit und Einkommen, sondern auch von Chancen, demokratischer  und wirtschaftlicher Teilhabe und gesellschaftlichem Wohlstand. Gewerkschaften sind dabei zwar besonders gefordert, es braucht allerdings ein deutlich breiteres gesellschaftliches Bündnis, um gerechtere Arbeitszeiten durchzusetzen. Mit dieser Enquete wurden gute und nachvollziehbare Argumente für eine 30-Stunden-Woche geliefert. Wir werden jedenfalls alles dafür tun, dass das Thema Arbeitszeitverkürzung auf der Tagesordnung von Politik und Gewerkschaften bleibt.“

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