Die AK NÖ sagt Nein zum 12-Stunden-Arbeitstag bei Gleitzeit!
Dringlichkeitsantrag der Alternativen und Grünen GewerkschafterInnen / Unabhängigen GewerkschafterInnen zur Vollversammlung der AKNÖ am 29.4.2014:
Die AK NÖ sagt Nein zum 12-Stunden-Arbeitstag bei Gleitzeit!
Begründung:
Medienberichten zufolge will die Bundesregierung eine Erhöhung der täglich zulässigen Maximalarbeitszeit auf 12 Stunden bei Gleitzeit beschließen. Eine derartige Gesetzesänderung würde sich äußerst negativ auf die betroffenen ArbeitnehmerInnen auswirklen. Die Arbeiterkammer ist daher gefordert, die Interessen der ArbeitnehmerInnen zu vertreten und den Vorschlag der Bundesregierung in der Öffentlichkeit und in den politischen Gremien abzulehnen!
Mit der Möglichkeit, den Arbeitstag bei Gleitzeit auf bis zu 12-Stunden auszudehnen, immer wieder unter Bezugnahme auf die arbeitszeitgesetzlich maximal zulässigen 50 Wochenstunden, wird die Tür für eine umfassende Arbeitszeitverlängerung weiter aufgemacht. Und das, obwohl körperliche und psychische Erkrankungen aufgrund ausufernder Arbeitszeiten und zunehmendem Arbeitsdruck (Stichwort Burn out) ständig steigen. Wer Arbeitszeit verlängert, egal ob tägliche oder wöchentliche Arbeitszeit, raubt Freizeit für FreundInnen, Familie, gesellschaftliches Engagement und auch Zeit für Erholung.
Die Zahl geleisteter Überstunden ist 2013 mit 270 Millionen trotz Krise anhaltend hoch. Gleichzeitig herrscht in Österreich Rekordarbeitslosigkeit, zusätzliches Beschäftigungswachstum war zuletzt beinahe ausschließlich auf Teilzeit zurückzuführen.
Eine Ausweitung der täglichen Arbeitszeit bei Gleitzeit auf bis zu 12 Stunden wird die Zahl geleisteter Überstunden weiter erhöhen. Statt bei Bedarf zusätzliche Arbeitskräfte einzustellen, werden Betriebe vielfach auf eine Erhöhung der Überstunden setzen.
Österreich nimmt bei den wöchentlichen Arbeitszeiten von Vollzeitbeschäftigten europaweit bereits einen Spitzenplatz ein, gleichzeitig boomt die Teilzeitbeschäftigung. Mit dieser weiteren Flexibilisierungsmöglichkeit wird sich die Spaltung zwischen jenen ArbeitnehmerInnen, die ein Zuviel und jenen, die ein Zuwenig an bezahlter Erwerbsarbeit haben, nur noch fortsetzen.
Insbesondere Frauen wären von diesen Entwicklungen einmal mehr negativ betroffen, wie die Zunahme von Teilzeit bei Frauen belegt. Zu einer gerechteren Aufteilung von bezahlter Erwerbsarbeit und unbezahlter Hausarbeit - und damit von Einkommen, Chancen und Teilhabe - leistet die Ausdehnung täglicher Arbeitszeiten jedenfalls keinerlei Beitrag. Vielmehr droht sich die traditionelle, geschlechterspezifische Arbeitsteilung noch einzuzementieren.
- 12-Stunden-Arbeitstage, gerade in Niederösterreich mit unzureichenden Kinderbetreuungsangeboten, sind für Familien nicht tragbar!
- 12-Stunden-Arbeitstage, gerade in Zeiten von Leistungsverdichtung, sind für die Gesundheit der ArbeitnehmerInnen nicht tragbar!
- 12-Stunden-Arbeitstage sind in Zeiten von hoher Arbeitslosigkeit eine unverantwortliche Maßnahme, die für eine Verschärfung des Problems sorgt.
Für die Arbeiterkammer als Vertretung der ArbeitnehmerInnen in Niederösterreich muss es daher selbstverständlich sein, gegen diese geplante Flexibilisierung zulasten der ArbeitnehmerInnen aufzutreten und alle Möglichkeiten zu nutzen, eine Ausweitung der täglichen Maximalarbeitszeit auf 12 Stunden zu verhindern!
Die Vollversammlung der AK Niederösterreich möge daher beschließen:
Die Niederösterreichische Arbeiterkammer lehnt eine Ausdehnung der maximal zulässigen täglichen Arbeitszeit bei Gleitzeit auf 12-Stunden entschieden ab. Die AK NÖ fordert die österreichische Bundesregierung sowie den Gesetzgeber auf, von einem derartigen Beschluss Abstand zu nehmen und wird sich dahingehend einsetzen.